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Europäisches Parlament berät erneut zur Lieferkettenrichtlinie

  • 23.10.25

Sorgfaltspflichten dürfen nicht verwässert werden. Fairtrade Deutschland fordert deshalb Anpassungen für eine effektive und effiziente Lieferkettenrichtlinie.

EU Parlament Flagge

Die vom Rechtsausschuss vorgeschlagene Abschwächung der europäischen Lieferkettenrichtlinie wurde am 22. Oktober 2025 vom Europäischen Parlament abgelehnt. Durch die angedachten Änderungen würde sich die Rechtssicherheit für Unternehmen verschlechtern und die Richtlinie bliebe hinter den ursprünglichen Ansprüchen an unternehmerische Sorgfaltspflichten für Menschen und Umwelt zurück.

 „Wenn Unternehmen langfristig erfolgreich sein wollen, müssen sie den Sorgfaltspflichten in ihren Lieferketten nachkommen. Bei Fairtrade Deutschland sehen wir, dass Unternehmen dazu bereit sind und dass die Bäuerinnen und Bauern in den Ursprungsländern davon profitieren“,
verdeutlicht Claudia Brück, Vorständin Politik und Kommunikation von Fairtrade Deutschland.

Doch nur ein Bruchteil der Unternehmen betreibt fairen Handel. Für diejenigen, die sich nicht freiwillig bemühen, ihre Sorgfaltspflichten zu erfüllen, braucht es funktionierende gesetzliche Vorgaben. Nur so erreichen wir einen fairen Wettbewerb, der Menschen und Umwelt schützt und Lieferketten zukunftssicher macht.
 

Fairtrade Deutschland fordert das Europäische Parlament auf, folgende Anpassungen für eine effektive und effiziente Lieferkettenrichtlinie vorzunehmen:

  • Der von der Kommission vorgeschlagene Geltungsbereichs für Unternehmen über 1000 Mitarbeitende und 450 Millionen Euro Umsatz sollte bestehen bleiben! Die Verkleinerung des Geltungsbereiches entlastet die Wirtschaft nur scheinbar. Besser ist es, wenn gleiches Recht für eine größere Gruppe von Unternehmen gilt, um den Wettbewerb fair zu gestalten.

  • Der risikobasierte Ansatz der Lieferkettenrichtlinie muss bewahrt bleiben! Dieser zentrale Grundsatz der Richtlinie vereint die nötige Flexibilität für Unternehmen mit der Ernsthaftigkeit und Langfristigkeit der Bemühungen für bessere Bedingungen für Menschen und Umwelt entlang der Lieferketten. Er betrachtet die Erfüllung der Sorgfaltsplichten als lösungsorientierten Prozess und erspart Unternehmen und Produzierenden so Aufwand in Bereichen, in denen das Risiko für Verstöße gering ist. Er trägt so maßgeblich zu Effektivität und Effizienz der Richtlinie bei.

  • Die Dialogmöglichkeiten zwischen Unternehmen am Ende sowie Unternehmen und Menschen am Anfang der Lieferkette sollte bestehen bleiben! Entgegen des ursprünglichen Entwurfs soll die Abfrage von Informationen entlang der Lieferkette beschränkt werden. Dies macht es schwieriger, echte Partizipation zu erreichen und lokale Perspektiven einzubeziehen, die notwendig wären, um Risiken zu erfassen und adäquate Präventions- und Abhilfemaßnahmen umzusetzen.

  • Die ursprünglich vorgesehenen Schutzmaßnahmen für ein verantwortungsvolles Verhalten bei der Beendigung von Lieferantenbeziehungen müssen wiederhergestellt werden! Unternehmenspraktiken zum Schaden der Lieferanten sollten nicht gefördert werden. Anstatt sich aus schwierigen Märkten zurückziehen („cut and run“), sollten Unternehmen angehalten werden, gemeinsam mit ihren Partnern Lösungen zu finden.

  • Nichtregierungsorganisationen sollten als wichtige Akteure im Prozess benannt und eingebunden werden! Dieser Vorschlag liegt bereits vor und würde Machtungleichgewichte in Lieferketten ausgleichen.

  • Die Rechtssicherheit für Unternehmen und Betroffene von Verstößen gegen Menschen- und Umweltrechte sollte vergrößert werden! Wenn in Europa ein Unternehmen gegen das Recht verstößt, gibt es die Möglichkeit, es dafür vor Gericht zu bringen. Dasselbe muss auch entlang internationaler Lieferketten gelten. Unternehmen, die ihren Sorgfaltspflichten nicht nachkommen, müssen auch zur Verantwortung gezogen werden können. So kann die Lieferkettenrichtlinie für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen.

Damit stehen wir auch hinter den Forderungen des Fairtrade Advocacy Office in Brüssel und der Initiative Lieferkettengesetz.