Die Zukunft kartieren: Geodaten-Projekt startet in Papua Neuguinea
Rückverfolgbarkeit, Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und Wettbewerbsfähigkeit: Das Fairtrade-Produzentennetzwerk NAPP unterstützt Kaffee- und Kakaokooperativen im asiatisch-pazifischen Raum bei der Erfassung von Geolokalisierungsdaten.
Geodaten zu erfassen, ist wichtig, damit Produkte wie Kaffee und Kakao auch zukünftig in die EU importiert werden dürfen. Der Prozess ist für viele Bauernkooperativen, die diese Technologien zum ersten Mal nutzen, eine Herausforderung. Das Fairtrade-Netzwerk NAPP schult beispielsweise Kooperativen in Papua-Neuguinea darin, wie Geodaten gesammelt und verwaltet werden. Mitfinanziert von einem Kakao-Verarbeiter ist dieses Projekt Teil eines umfassenderen Ziels, nämlich Bauernfamilien im Kakao- und Kaffeesektor auf die sich wandelnden Anforderungen im globalen Handel vorzubereiten – insbesondere im Hinblick auf die EU-Verordnung für entwaldungsfreie Produkte (EUDR).
Warum Geodaten wichtig sind
Im Mittelpunkt des Projekts steht die Erfassung genauer Koordinaten oder Grenzen von bäuerlichen Anbauflächen, um transparente und rückverfolgbare Lieferketten zu gewährleisten. Angesichts der steigenden Nachfrage europäischer Abnehmer nach entwaldungsfreien und ethisch produzierten Produkten dienen Geodaten dafür, den Standort der angebauten Waren zu erfassen. Verknüpft mit Systemen, die den Weg eines Produkts von der Farm, über die Kooperative bis zu spezifischen Akteuren entlang der Lieferkette verfolgen können, lassen sich damit sowohl Produktionsbedingungen prüfen als auch Konsument*innen mehr Informationen über die Herkunft ihrer Lebensmittel bereitstellen.
Geodaten zu erfassen, ist ein zentraler Bestandteil der EUDR. Kooperativen müssen sie ihren europäischen Abnehmern liefern, wenn sie ihre Produkte in die EU exportieren möchten. Produzent*innen bei der eigenständigen Erhebung dieser Daten zu unterstützen, trägt dazu bei, ihren Marktzugang zu sichern und stärkt außerdem die Attraktivität von Fairtrade-Produkten auf dem Weltmarkt.
Schulungsinhalte für die Bauernfamilien in Papua-Neuguinea:
- Durchführung geographischer Analysen mittels Mobiltelefonen und spezieller Software zur Erfassung von Feldgrenzen und Umsetzung von Geofencing-Strategien,
- Ausrichtung auf die EUDR-Anforderungen mit den korrekten Datenformaten,
- Nutzung individualisierter Dashboards und Datenvisualisierung für Echtzeit-Einblicke und Monitoring.
Kompetenzaufbau vor Ort
Der Fairtrade-Ansatz besteht darin, die Produzent*innen dabei zu unterstützen, die Vorschriften zu verstehen, die Technologie zu nutzen und ihre eigenen Daten selbst zu verwalten und auszuwerten – anstatt die Datenerhebung durch externe Stellen durchführen zu lassen.
Das ist deshalb wichtig, weil Kooperativen diese Informationen zur Überwachung der Mitgliedsbetriebe und für ihre Geschäftsbeziehungen benötigen. Deshalb hat Fairtrade im vergangenen Jahr stark in den Aufbau von Kapazitäten zur Erhebung hochwertiger Daten investiert und Schulungen in den Anbauländern durchgeführt, um eigenständig Risikoanalysen hinsichtlich Entwaldung durchzuführen. Auf dieser Grundlage können die Produzentenorganisationen passende Initiativen zum Waldschutz umsetzen und gestärkt in die Datenweitergabe an Handelspartner treten.
In Papua-Neuguinea nahmen 25 Bäuerinnen und Bauern aus zwei Fairtrade-zertifizierten Kooperativen – der Club 3000 Farmers Cooperative Society Ltd (Kakao) und der Highland Organic Agriculture Cooperative (Kaffee) – an intensiven, praxisnahen Schulungen zur Geodatenerhebung teil.
Diese geschulten Datenerheber*innen sind nun damit beauftragt, einzelne Farmflächen zu kartieren – ein Vorgang, der etwa drei Monate dauern wird. Während dieser Phase wird eine laufende Überprüfung und Validierung der Daten erfolgen, um Genauigkeit und Konsistenz zu gewährleisten.
Monatliche Fortschrittskontrollen und technische Unterstützung durch das NAPP-Team stärken die Zuverlässigkeit der Daten und stellen die Einhaltung internationaler Prüfstandards sicher.
Wettbewerbsfähigkeit im globalen Markt
Das Projekt inspiriert und motiviert bereits lokale Bauernkooperativen.
„Ich freue mich sehr, dass das Geolokalisierungsprojekt auf unseren Flächen durchgeführt wird“, sagt Sed Arey, Mitglied der Club 3000 Farmers Cooperative Society Ltd. „Das gibt mir das Vertrauen, die Marktanforderungen zu erfüllen und wettbewerbsfähig im Kakaosektor in Papua-Neuguinea zu bleiben.“
Roger Kapum, ebenfalls Kooperativen-Mitglied, stimmt zu:
„Von der Zertifizierung über den Export bis hin zur Einhaltung der EU-Vorschriften – ich bin von Anfang an Teil der Club-3000-Reise. Dieses Projekt motiviert mich wirklich, härter zu arbeiten, damit unsere Organisation ein verlässlicher und wettbewerbsfähiger internationaler Anbieter bleibt.“
Wie geht es weiter?
Nach Abschluss der Kartierung werden die Geodaten zur Validierung an Fairtrade International übermittelt. Anschließend erhalten die Kooperativen über die Plattform FairInsight:
- einen Entwaldungsanalysebericht (erstellt von Satelligence), und
- eine EUDR-konforme Geodatei im GeoJSON-Format.
FairInsight ist die zentrale FAIRTRADE-Plattform für die Menschen im Globalen Süden zur Verwaltung und Weitergabe von Informationen sowie zum Aufbau starker Handelsbeziehungen. Dank der Partnerschaft mit Satelligence erhalten die Kooperativen erstklassige Satellitenbilder und Analysen – kostenlos.
Jeder Analysebericht erfüllt nicht nur die Anforderungen der EU-Verordnung in Bezug auf Entwaldungs-Stichtage und Datenformate, sondern dient auch als Leitfaden für die Kooperative, um potenzielle Risikoflächen zu erkennen – zum Beispiel nahe bereits entwaldeter Gebiete. Damit wissen Kooperativen, wo es sich lohnt, in Bewusstseinsbildung, Schulungen oder Risikominderungsmaßnahmen zu investieren.
Fazit: Der Weg zu nachhaltigem Handel
Mit dieser Initiative ebnen Fairtrade NAPP und seine Partner den Weg für einen intelligenteren, nachhaltigeren Handel. Ähnliche Projekte laufen bereits in anderen Teilen der Welt mit Fairtrade-Kakao- und Kaffeeproduzent:innen. Mit motivierten Bäuerinnen und Bauern, die auf nachhaltige und ethische Anbaumethoden setzen, erhalten diese auch die Werkzeuge, um in einer stärker regulierten, datengetriebenen Welt erfolgreich zu bestehen.
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