Agrarökologie bei Fairtrade
Fairtrade handelt nach dem ganzheitlichen Konzept der Agrarökologie. Es verbindet ökologische, ökonomische und soziale Prinzipien für die Landwirtschaft und strebt eine Transformation der Ernährungssysteme an.
Besonders in Zeiten des Klimawandels wird immer deutlicher: Das Zusammenspiel von Mensch, Natur und Umwelt kann langfristig nur funktionieren, wenn Nachhaltigkeit auf allen Ebenen des Lebens in den Fokus gerückt wird. Als innovative Organisation setzt Fairtrade deshalb auf das Konzept der Agrarökologie – und geht damit den nächsten Schritt hin zu mehr globaler Nachhaltigkeit. Statt etwa wie „regenerative Landwirtschaft“ nur auf vereinzelte Aspekte ökologischer Nachhaltigkeit einzugehen, verfolgt Fairtrade einen ganzheitlicheren agrarökologischen Ansatz. Dieser bezieht gleichberechtigt auch die sozio-ökonomischen Prinzipien für die Landwirtschaft mit ein und soll Produzenten und Produzentinnen im globalen Süden so im Zusammenspiel mit Natur und Klima nachhaltige Zukunftsperspektiven ermöglichen.
Agrarökologie als ganzheitlicher Ansatz
Agrarökologie verbindet ökologische, ökonomische und soziale Prinzipien, um Landwirtschaft und Ernährungssysteme nachhaltig zu transformieren. Sie ist zugleich Wissenschaft, landwirtschaftliche Praxis und soziale Bewegung – und gilt als Schlüssel zur Erreichung der UN-Nachhaltigkeitsziele.
Die FAO (2018) definiert Agrarökologie wie folgt:
„Ein integrierter Ansatz, der ökologische und soziale Konzepte und Prinzipien gleichzeitig auf die Gestaltung und das Management von Lebensmittel- und Agrarsystemen anwendet. Er zielt darauf ab, die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen, Tieren, Menschen und der Umwelt zu optimieren und dabei die sozialen Aspekte zu berücksichtigen, die für ein nachhaltiges und faires Lebensmittelsystem berücksichtigt werden müssen.“
Agrarökologie wird sowohl von sozialen Bewegungen wie Wissenschaftlern als Mittel zur Bekämpfung der schädlichen ökologischen und sozialen Auswirkungen der intensiven Landwirtschaft und der industrialisierten Lebensmittelproduktion befürwortet.
Agrarökologie und Fairtrade
Agrarökologie unterstreicht die Mission, Vision und Theorie des Wandels von Fairtrade. Sie befasst sich ausdrücklich mit Kernanliegen von Fairtrade wie sozialer Gerechtigkeit, Biodiversität und der Stärkung benachteiligter oder marginalisierter ländlicher Produzent*innen. Der Ansatz orientiert sich eher an Prinzipien als an universellen Lösungen und zielt nicht nur darauf ab, die Landwirtschaft, sondern ganze Lebensmittel-Systeme neu zu gestalten. Viele Fairtrade-Produzent*innen setzen schon lange agroökologische Prinzipien um, da diese sowohl auf Kleinbauernhöfen als auch – in angepasster Form - auf Plantagen angewendet werden können. Die Agroökologie ist aufgrund der Synergien, gemeinsamer Triebkräfte und Prinzipien mit dem ökologischen Landbau vereinbar und geht über diesen hinaus.
Prinzipien der Agrarökologie
Die „13 Prinzipien der Agrarökologie“ wollen umweltfreundliche Anbaumethoden, eine gesunde Umwelt, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Rentabilität erreichen. Agroökologie ist somit nichts weniger als die Vision eines fairen und nachhaltigen Ernährungssystems. Dies zu erreichen bedarf eines langfristigen Ansatzes – Agrarökologie ist daher notwendigerweise eine Entwicklungsprozess.
Die Prinzipien können flexibel an lokale Kontexte und unterschiedliche Maßstäbe angepasst werden. Sie dienen als Orientierung für Planung, Umsetzung und Bewertung nachhaltiger Agrar- und Ernährungssysteme. Dabei berücksichtigen die Grundsätze ökologische, wirtschaftliche sowie soziale Dimensionen der Nachhaltigkeit. Fairtrade verfolgt die auf den Rahmenwerken von CIDSE (Coopération internationale pour le développement et la solidarité, 2018) und HLPE (High Level Panel of Experts on Food Security and Nutrition, 2019) basierenden Grundsätze.
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Umwelt
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Wirtschaft
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Soziales
Fairtrade-Richtline zu Agrarökologie
Die Fairtrade-Richtlinie „Sustainable Agricultural Policy“ beruht auf agrarökologischen Prinzipien und bildet den Referenzrahmen für das globale Fairtrade-System. Sie wurde vom Vorstand von Fairtrade International einstimmig verabschiedet und ist die Grundlage für die Umsetzung von Agrarökologie auf allen Arbeitsebenen von Fairtrade - von politischer Advocacy-Arbeit bis hin zur Umsetzung auf der Anbauebene.
Unsere Richtlinie auf Englisch
Programmatische Unterstützung des agrarökologischen Ansatzes
Fairtrade arbeitet an der konkreten Umsetzung der Richtlinie durch:
- Programme zur Unterstützung von Produzent*innen beim Aufbau & Ausbau ihrer Klima-Resilienz in Zusammenarbeit mit den drei kontinentalen Produzent*innennetzwerken CLAC, Fairtrade Afrika und NAPP (operative Strukturen, Netzwerke, Wissensvermittlung)
- Engagement für politische Maßnahmen, die den agrarökologischen Wandel unterstützen und internationale Rechtsvorschriften dementsprechend anpassen
- Einsatz für öffentliche Maßnahmen, die den agroökologischen Wandel unterstützen
- Anpassung von Fairtrade-Standards an bestehende und künftige Rechtsvorschriften
- Anpassung von Fairtrade-Standards, Konformitätskriterien, KPIs und Datenerhebungsmethoden zur Integration von agrarökologischen Elementen
- Stärkung der Zusammenarbeit mit spezialisierten Organisationen
- Ausbau von Partnerschaften mit Interessensgruppen
Umsetzung agrarökologischer Praktiken bei Fairtrade
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Ökologische Dimension
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Ökonomische Dimension
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Soziale Dimension
Agrarökologie reduziert Risiken
Die Fairtrade Richtlinine basiert auf den Prinzipien der Agrarökologie in Kombination mit definierten Risikokategorien. Daraus wurden 25 zentrale Nachhaltigkeitsherausforderungen an Fairtrade-zertifizierte Landwirtschaft identifiziert und priorisiert. Die gesamte Übersicht ist in der Richtlinie zur Agrarökologie zu finden.
Fünf priorisierte agrarökologische Themen
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Klimaresilienz
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Beschäftigung für junge Menschen und angemessene Lebensgrundlagen
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Fairer Handel und faire Märkte
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Existenzsichernde Einkommen und Löhne
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Land- und Bodenregeneration