Kakao-Reportage: „Koognanan Cacao“ – wenn Träume Wurzeln schlagen
Kein anderes Land produziert mehr Kakao als Côte d’Ivoire. FAIRTRADE Österreich hat bereits kurz vor der Corona-Pandemie die FAIRTRADE-Bauernkooperative ECAKOOG besucht und nun, rund ein halbes Jahrzehnt später, nachgefragt, wie sich die Dinge seitdem entwickelt haben.
Fünf Zentimeter hoch liegt das Laub im Wald von Côte d’Ivoire. Die Luft ist schwer, das Unterholz lebt. Wer sich hier durch die Kakaofarmen bewegt, trägt kniehohe Gummistiefel – eine Sicherheitsmaßnahme gegen Schlangen und andere Tiere, die mit der FAIRTRADE-Prämie finanziert wird. 2020 waren wir zum ersten Mal hier vor Ort, um die Menschen hinter der Kooperative ECAKOOG kennenzulernen. Damals erzählte uns Kakao-Bäuerin Bertine Kouassi Adjoua, wie sie mithilfe von Schulungen ihre Erträge verbessern konnte. Ihr Wunsch: ihre fünf Kinder einmal auf höhere Schulen zu schicken. Heute ist das durch günstige Schulkredite, die von der Kooperative vergeben werden, möglich geworden.
Vor einem halben Jahrzehnt haben wir Traoré Ousmane, den Vorsitzenden der Kooperative, durch sein Dorf begleitet und uns im Wald zeigen lassen, wie die Kakaopflanzen gehegt und gepflegt werden. Schon damals war ihm klar: Qualität ist Trumpf, wenn es um die Zukunft seiner Gemeinschaft geht. Heute spricht er von Exportverträgen, einer eigenen Verarbeitungsanlage – und einem Programm, das die Zukunft neu schreiben soll: Koognanan Cacao, validiert im Jahr 2022.
Das Nachhaltigkeitsprogramm stützt sich auf fünf Säulen: Edelkakao mit besonderem Aroma für internationale Märkte, umweltfreundliche Inputs wie Biospritzmittel und Kompost aus Kakaoschalen, Zugang zu Bankkonten für über 1.700 Mitglieder, Diversifizierung durch Agroforstwirtschaft – und: gezielte Programme zur Förderung von Frauen und dem Schutz von Kindern und ihren Rechten.
Der Erfolg gibt ECAKOOG recht: In nur fünf Jahren hat sich die Mitgliederzahl auf über 10.500 mehr als verdoppelt. Auf über 22.000 Hektar wird heute Kakao angebaut – zum Großteil unter Schattenbäumen, zwischen Maniok, Mango und Mahagoni. „Die Vielfalt macht unsere Böden gesünder und die Einkommen stabiler“, sagt Ousmane.
Die FAIRTRADE-Prämie ist mehr als nur ein Bonus. Sie wird von einem demokratisch gewählten Komitee für Gemeinschaftsprojekte verwendet. Die darin sitzenden Vertreter:innen der Bauernfamilien entscheiden gemeinsam, was am dringendsten benötigt wird – bei ECAKOOG wurde das Geld zuletzt unter anderem für Trinkwasserbrunnen, Schulmaterial oder Alphabetisierungsprogramme ausgegeben. Viele Bäuerinnen und Bauern lernen gerade lesen und schreiben, um ihre eigenen Geschäfte führen zu können. Und während noch 2020 oft Wasser per Kübel aus dem Fluss geholt werden musste, fließt es heute an acht Standorten aus gebohrten Tiefbrunnen.Natürlich gibt es Herausforderungen. Noch immer wird nicht die gesamte Ernte unter FAIRTRADE-Bedingungen verkauft. Der Aufbau einer eigenen Verarbeitungsanlage steht erst bevor. Und der Weltmarktpreis schwankt stark. Zwar gibt es einen staatlich festgelegten Mindestpreis – doch viele sagen offen: Es müsste mehr sein, um wirklich gut davon zu leben.
Und doch: Die Entwicklung seit 2020 zeigt, wie viel möglich ist. Die Bauernfamilien von ECAKOOG pflanzen nicht nur Kakao – sie säen Perspektiven. Für ihre Familien. Für ihre Gemeinschaften. Und für eine gerechtere Zukunft der Schokolade.
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Frauen stärken Frauen
Inzwischen gibt es 62 Frauenvereinigungen in der Kooperative. Was mit kleinen Gruppen begann, ist zu einem Netzwerk gewachsen, das wirtschaftlich tätig und politisch aktiv ist. Die Women’s School of Leadership bildet Frauen in Finanzfragen, Führungsrollen und nachhaltiger Landwirtschaft aus. Eine von ihnen: Bertine Kouassi Adjoua, die bereits 2020 ihren Abschluss an der Women’s School of Leadership machte.
Jugend für Kakao
Immer weniger Jugendliche wollen in der Landwirtschaft bleiben – auch in Côte d’Ivoire. Die Kooperative reagiert mit eigenen Jugendkomitees, Pflegeteams für die Kakaobäume und gezielten Weiterbildungsangeboten. Sie sollen zeigen: Auch Kakao kann Zukunft haben – wenn er fair gehandelt und nachhaltig produziert wird.