Kaffee-Reportage: Starke Wurzeln, neue Wege
Qualität hat viele Facetten – die brasilianische Kaffee-Kooperative Cafesul zeigt eindrucksvoll, was eine engagierte ländliche Gemeinschaft erreichen kann. Bereits seit 2008 trägt sie auch das FAIRTRADE-Siegel.
1998 schlossen sich 20 bäuerliche Familien ausdem Süden des brasilia- nischen Bundesstaates Espírito Santo zusammen, um die nachhaltige Entwicklung ihrer Region aktiv mitzugestalten. Heute blickt man auf eine beinahe drei Jahrzehnte währende Erfolgsgeschichte zurück – und sucht zugleich nach Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit. Die Mitgliederzahl ist seither auf 180 angewachsen.
Ertrag sichern, Qualität verbessern
Für viele Kaffeebauernfamilien weltweit waren die vergangenen Jahre geprägt von Unsicherheit. Der Klimawandel, zunehmende Tempera- turschwankungen und extreme Wetterlagen gefährden die Ernten. Das wirkt sich auch auf den Weltmarkt aus: Zwar sind die Preise hoch, doch aufgrund rückläufiger Mengen bleibt den Menschen in den Ursprungsländern häufig weniger Gewinn. Bei Cafesul reagiert man darauf mit Anpassung. Hier wird vor allem Robusta statt Arabica angebaut – eine Sorte, die ursprünglich bis 550 Höhenmeter kultiviert wurde. Doch mittlerweile gedeiht sie – klimabedingt – sogar auf bis zu 800 Metern.
„Bei Robusta ist der Name Programm. Er ist robuster gegenüber Hitze, Schädlingen und Krankheiten – und daher eine wichtige Option für Bauernfamilien, die trotz globaler Erwärmung weiter Kaffee anbauen möchten“, erklärt Carlos Theodoro, der Präsident von Cafesul. Bereits seit 2010 arbeiten die Familien gezielt an der Qualitätsverbesserung des sogenannten „Conilon“-Kaffees. Mit großem Erfolg: Zwischen 2018 und 2024 wurde ihr Robusta mehrfach als bester Brasiliens ausgezeichnet.
Innovationen als Erfolgsfaktor
„Wir veranstalten unter anderem Feldtage direkt bei den Kaffee-Bauernfamilien, um unsere Mitglieder zu Best Practices für hochwertigen Kaffee zu beraten“, sagt Theodoro. Technische Hilfsmittel wie Entpulper, Trocknungsöfen oder Feuchtigkeitsmesser erleichtern den Anbaualltag. Zudem betreibt die Kooperative ein modern ausgestattetes Kaffeeverkostungslabor zur kontinuierlichen Qualitätskontrolle. Während der Erntezeit reichen die Mitglieder Rohkaffeeproben ein, erhalten Rückmeldung zur Qualitätseinstufung – und konkrete Hinweise für Verbesserungen.
Ein weiterer Meilenstein: Seit 2023 ist Cafesul auch bio-zertifiziert – ein zunehmend nachgefragtes Kriterium unter Konsument:innen. Doch damit gibt man sich nicht zufrieden. So testet man ertragreichere, widerstandsfähigere Sorten, die auch auf kleiner Fläche hohe Qualität liefern. „Wir haben eine eigene Setzlingsbaumschule gegründet, um genau solche Sorten zu fördern“, berichtet Theodoro. Die Geschichte von Cafesul beweist: Wenn Tradition auf Innovation trifft, kann Wandel gelingen.
Frauenpower in der Kooperative
Um die Geschlechtergerechtigkeit in der Kaffeeproduktion zu fördern, wurde von Cafesul eine eigene Frauengruppe gegründet. Diese hat sich auf die Produktion von hochwertigem Kaffee spezialisiert und wird gezielt unterstützt – u. a. durch technische Schulungen, eigene Verarbei- tungsgeräte und spezielle Vermarktungsinitiativen.
Der Erfolg spricht für sich:
Beim renommierten Wettbewerb „Coffee of the Year“ auf der Internationalen Kaffeewoche 2024 in Belo Horizonte belegten Produzentinnen der Kooperative die ersten drei Plätze sowie den fünften Platz.
Gemeinsame Messeauftritte
Das FAIRTRADE-Produzentennetzwerk für Lateinamerika und die Karibik stellt mit dem Golden-Cup-Preis ausgezeichnete Kaffees einem internationalen (Fach-)Publikum vor.
Während der „World of Coffee“- Messe 2025 in Genf war auch Cafesul mit Gewinnersorten des Golden Cup Brasil vertreten.