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Interview: Kaffee mit Herz und Haltung

Carlos Theodoro ist langjähriger Präsident der FAIRTRADE-Kooperative Cafesul. Er geht einen konsequenten Weg der Menschlichkeit und des Miteinanders. Für ihn ist klar: Nur gemeinsam lässt sich Großes schaffen und eine erfolgreiche Zukunft gestalten.

Du bist schon lange Präsident von Cafesul. Was ist das Erfolgsrezept eurer Gemeinschaft?

Carlos Theodoro: Mein Fokus liegt auf Projekten mit sozialem und ökologischem Mehrwert. Besonders wichtig war dabei die FAIRTRADE- Zertifizierung, die unsere Kooperative unter meiner Leitung erhalten hat. Sie basiert auf den drei Säulen der Nachhaltigkeit – Umwelt, Soziales und Wirtschaft. Diese Bereiche greifen ineinander und können nur gemeinsam wirklich wirksam sein.

Kannst du uns konkrete Beispiele nennen?

Wir setzen bewusst auf Synergien, die Mensch, Umwelt und Wirtschaft gleichermaßen zugutekommen. Nachhaltige Praktiken sind bei uns kein Lippenbekenntnis, sondern Grundlage unseres Erfolgs. So nutzen wir Solarenergie, bauen Versickerungsbecken und kleine Stau- dämme, um Wasser zurückzuhalten und zu speichern. Wir haben Klärgruben zur Reduktion der Gewässerverschmutzung eingeführt, biologische Pflanzenschutzmittel gefördert, Recyclingprogramme für Müll etabliert und zahlreiche gemeinschaftliche Initiativen zum Umweltschutz umgesetzt.

Hat sich dieser nachhaltige Weg auch auf die Qualität eures Kaffees ausgewirkt?

Auf jeden Fall! Unsere Anstrengungen spiegeln sich direkt in der Qualität unseres Kaffees wider. Wir konnten bereits zahlreiche Auszeichnungen gewinnen – darunter der von dem FAIRTRADE-Produzentennetzwerk für Lateinamerika initiierte „Golden Cup“ oder Preise der Rio Coffee Nation. Ein besonderes Highlight war 2024 der Wettbewerb „Coffee of the Year“ auf der internationalen Kaffeewoche in Belo Horizonte: Dort belegten wir gleich die ersten drei Plätze sowie den fünften Platz.

Wie hilft euch FAIRTRADE dabei, eure Ziele zu erreichen?

Die FAIRTRADE-Prämie ermöglicht unzählige Projekte. Welche, wird auf der jährlichen Generalversammlung der Mitglieder gemeinsam beschlossen. Wir haben dank der FAIRTRADE-

Zudem wurden 92 Solarpaneele angeschafft. Diese erzeugen genügend Strom für den Eigen- verbrauch, mit Überschuss, der in Verarbeitungszentren in unseren Einsatzgebieten verteilt wird.

Für das hiesige Seniorenheim kann wiederum Kaffee gratis zur Verfügung gestellt werden. Ebenfalls sehr wichtig: Dank der FAIRTRADE- Prämie können wir unsere Teilnahme an inter- nationalen Kaffeemessen finanzieren – in diesem Jahr z. B. für die World of Coffee in Genf. Dadurch können wir neue Kund:innen gewinnen, unsere Spezialitätenkaffees vorstellen und auch weltweite Markttrends beobachten.

In Zeiten globaler Unsicherheit: Wie motiviert ihr junge Menschen, der Landwirtschaft und dem Kaffeeanbau treu zu bleiben?

Das ist eine der großen Herausforderungen, nicht nur für die Kaffeebranche, sondern für die Landwirtschaft weltweit. Wir müssen Strukturen schaffen, die das Leben auf dem attraktiv machen. Dazu gehören existenzsichernde Einkommen, die über die Produktionskosten hinausgehen und ein gutes Leben ermöglichen: mit leistbarem Wohnen, gesunder Ernährung, Zugang zu Bildung, Technologie und Freizeitangeboten. Nur so bleibt der ländliche Raum lebendig und zukunftsfähig.

Was wünschst du dir von Unternehmen und Konsument:innen, die euren Kaffee kaufen und trinken?

Die Zukunft des Kaffees hängt auch von Forschung und Innovation ab. Universitäten und Institute müssen Lösungen für die immer größeren Herausforderungen entwickeln, die der Klimawandel mit sich bringt. Dafür braucht es Investitionen – und ein Umdenken in den Lieferketten sowie bei den Konsument:innen. Wir müssen Win-win-Situationen schaffen. Alle, die guten Kaffee lieben, sollten verstehen: Nur gemeinsam können wir seine Zukunft sichern.

Zur Person:

Carlos Theodoro ist selbst Milch- und Kaffee-Bauer. Er hat einen Abschluss in Informationstechnologie und studiert derzeit Projektmanagement. Der 64-Jährige wurde bereits zum vierten Mal als Präsident von Cafesul gewählt. Zudem ist er Vertreter Brasiliens bei CLAC, dem FAIRTRADE-Produzentennetzwerk für Lateinamerika.