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„Gemeinsam den nächsten Schritt gehen"

  • 08.10.25

Im Interview erklärt Ginette Kouamé, die Managerin der Kakao-Kooperative ECAKOOG, was FAIRTRADE für die Menschen vor Ort bewirkt und wohin die Reise noch führen soll.

Schokolade ist ein Luxusprodukt, dennoch leben viele Kakao-Bauernfamilien in Côte d’Ivoire unterhalb der Armutsgrenze. Wie hilft FAIRTRADE dabei, ein existenz- sicherndes Einkommen zu erzielen?

Ginette Kouamé: FAIRTRADE bietet uns einen Rahmen mit stabilem Mindestpreis, der unsere Bauernfamilien vor extremen Schwankungen auf dem Weltmarkt schützt. Diese finanzielle Stabilität ist entscheidend, um ein existenzsicherndes Einkommen zu gewährleisten. Das erlaubt es den Familien, ihre Grundbedürfnisse zu decken und ihre Zukunft zu planen.

Die FAIRTRADE-Prämie, die zusätzlich gezahlt wird, wird direkt in gemeinschaftliche Projekte mit sozialer Wirkung reinvestiert. Dieses System stärkt die wirtschaftliche und soziale Resilienz unserer Bauernfamilien.

Welche Projekte wurden und werden mit der FAIRTRADE-Prämie umgesetzt?

Wir konnten in den vergangenen Jahren unterschiedliche Dinge umsetzen. Der Bau von Brunnen für den Zugang zu sauberem Trinkwasser war in den Dörfern essenziell. Es gibt Programme zur Stärkung der Rolle der Frauen durch Frauenvereine und wir bieten Bildungskredite durch Partnerschaften mit Finanzdienstleistern an. Außerdem bekommen unsere Mitglieder Unterstützung für agroforstwirtschaftliche Initiativen zur Qualitäts- und Nachhaltigkeitsverbesserung der Produktion. Aber auch der Aufbau von Schulinfrastruktur und die Förderung der ländlichen Alphabetisierung schreiten voran – wir verteilen zusätzlich auch kostenloses Schulmaterial an die Kinder der Bauernfamilien.

Was kann getan werden, um der jungen Generation eine Zukunft im Kakaosektor zu bieten?

Um junge Menschen für die Kakaobranche zu begeistern und langfristig zu halten, ist es unerlässlich, in ihre technische und unternehmerische Ausbildung zu investieren, das Image des Sektors aufzuwerten und zu zeigen, dass der Kakaoanbau wirtschaftlich rentabel ist.

Wir haben Jugendkomitees und Arbeitsgruppen für die Pflanzenpflege gegründet, um sie direkt in landwirtschaftliche Tätigkeiten einzubinden. Zudem setzen wir auf Anbauvielfalt, um neue Absatzmärkte zu erschließen. Die Bereitstellung finanzieller Hilfsmittel, Schulungen in Unternehmertum und Perspektiven für lokale Weiterverarbeitung sind ebenfalls entscheidend, um jungen Menschen eine nachhaltige Zukunft im Kakaosektor zu ermöglichen.

Welche aktuellen Herausforderungen habt ihr zu bewältigen und wie sieht eure Vision für die Zukunft aus?

Wir möchten langfristig weg von Industriekakao und hin zu Edelkakao. Zudem planen wir eine lokale Verarbeitungseinheit, um eine eigene Schokoladenproduktion zu starten und mehr Kontrolle über die Wertschöpfungskette zu erlangen. Außerdem möchten wir den Direktvertrieb an Schokoladenhersteller im Ausland ausbauen, um unsere Produktion noch besser zu vermarkten.

Unsere Vision ist es, die nachhaltige Entwicklung unserer Kooperative weiter voranzutreiben – mit hoher Qualität, Umweltbewusstsein und positiver sozialer Wirkung. Der Kakaoanbau soll für unsere Mitglieder eine langfristige, würdige Einkommensquelle darstellen und unsere Position auf den internationalen Märkten festigen.

Worin unterscheidet sich Edelkakao vom Industriekakao?

Edelkakao ist eine Spezialität. Er zeichnet sich durch eine überlegene Qualität sowohl im Geschmack als auch bei den Anbaumethoden im Gegensatz zum Industriekakao aus.

Der Herstellungsprozess ist streng und spezifisch: Die Kooperative sammelt hochwertige, frische Bohnen von ihren Mitgliedern und übernimmt anschließend die zentrale Fermentation in speziellen Behältern in unserem Zentrum. Diese Fermentation, die je nach Kakaoschoten angepasst wird, verringert die Säure der Bohnen und bringt die einzigartigen Aromen hervor, die typisch für Edelkakao sind.

Diese Methoden gewährleisten ein raffiniertes Produkt, das auf den internationalen Märkten sehr gefragt ist. Es hebt die Besonderheiten des Anbaugebiets und die Biodiversität unserer Farmen hervor – im Gegensatz zum oft standardisierten und homogenen Industriekakao.

Zur Person

Ginette Kouamé ist ausgebildete Juristin mit einem Master in Wirtschafts- und Unternehmensrecht der Katholischen Universität Westafrikas in Abidjan. Seit September 2022 arbeitet sie für die Kooperative ECAKOOG und wurde im Juni 2023 zur Direktorin ernannt.

In dieser Funktion leitet sie den Export, das Teammanagement sowie die Umsetzung strategischer Maßnahmen zur kontinuierlichen Verbesserung interner Prozesse und der Gesamtleistung.