EU Bio-Verordnung – vereinfachen, jetzt!
Fairtrade begrüsst das Ziel der EU-Bio-Verordnung (EUOR): Für alle Bio-zertifizierten Betriebe innerhalb der EU und weltweit sollen die gleichen Regeln gelten. Aber es sind dringend Vereinfachungsmassnahmen erforderlich, damit die Menschen in Ländern des Globalen Südens nicht den Kürzeren ziehen.
Die EU-Bio-Verordnung (EUOR) soll sicherstellen, dass in allen ökologisch zertifizierten Betrieben – egal ob in Europa oder weltweit – dieselben Regeln gelten. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Glaubwürdigkeit ökologischer Landwirtschaft zu stärken.
Gleichzeitig zeigt sich aber: sie neuen Vorgaben sind sehr komplex und belasten besonders die Produzent:innen in Ländern des Globalen Südens. Deshalb muss die Verordnung dringend vereinfacht werden.
Ab dem 15. Oktober 2025 müssen Bauernfamilien strengere Regeln bei Anbau, Verwaltung und Kontrollen von Bio-Produkten einhalten. Das kostet Geld – und viele Bäuer:innen kämpfen schon jetzt damit, genug zu verdienen, um ihre Familien mit Nahrung, Wohnraum, Gesundheitsversorgung und Bildung zu versorgen.
Darum fordern wir gemeinsam mit der Fair-Handels-Bewegung die EU-Kommission auf, die Verordnung praxistauglicher zu machen. Konkret heisst das unter anderem:
- Die Definition von «Betriebsgruppen» so anpassen, dass sie zu den nationalen Gesetzen passt.
- Den erlaubten Jahresumsatz für Gruppenzertifizierungen erhöhen.
- Klare Regeln für Rückstandsgrenzwerte schaffen.
- Angemessene Übergangsfristen einführen.
Von der neuen Verordnung sind über 800 Fairtrade-zertifizierte Bio-Organisationen in Asien, Afrika und Lateinamerika betroffen. Besonders hart trifft es Kaffee-, Kakao- und Bananenproduzent:innen: 60 Prozent des Fairtrade-Bio-Kaffees, 60 Prozent des Fairtrade-Bio-Kakaos und 95 Prozent der Fairtrade-Bio-Bananen stammen von Betrieben, die sich den neuen Anforderungen der EU-Bio-Regulatorik stellen müssen.
Die Kosten für Weiterführung der Bio-Zertifizierung könnten für diese Betriebe um 50 bis 200 Prozent steigen. Viele von ihnen können das nicht stemmen. Im schlimmsten Fall müssten sie ihre Bio-Produktion einstellen – ein herber Rückschlag für Nachhaltigkeit und für ihre Existenz.
Fairtrade lässt die Produzent:innen nicht allein. Wir entwickeln gemeinsam mit unserer Zertifizierungsorganisation FLOCERT Leitlinien, bieten Schulungen für Mitarbeitende von Produzentennetzwerken an und stellen Webinare sowie Infomaterial zur Verfügung.
Für Fairtrade steht Glaubwürdigkeit in der Landwirtschaft an erster Stelle. Wir unterstützen jede Anstrengung, sie zu stärken. Aber: Die Lebensgrundlage von über 800'000 Familien hängt am Erfolg der Bio-Produktion. Deshalb müssen die neuen Regeln so gestaltet werden, dass sie fair und umsetzbar sind.