Die Geschichte der Kakaobäuerin Dora Atiiga
Wie sie mit einem Schulangebot ihre Dorfgemeinschaft verändert hat.


Nicht nur einmal am Jahr, am World Chocolate Day, möchten wir die wichtige Rolle würdigen, die Kakaobauernfamilien bei der Herstellung einer der beliebtesten Süßigkeit der Welt spielen, und die Art und Weise, wie sie ihre Gemeinden weit über die Grenzen ihrer Farmen hinaus prägen.
In Ghana ist Dora Atiiga eine dieser Bäuerinnen. Neben der Pflege der Kakaobäume hat sie etwas Bemerkenswertes geschaffen: eine Gemeinschaftsschule, die mit nur sechs Kindern in ihrem Wohnzimmer begann. Heute bietet ihre Schule, der M&D Quality Education Complex, den Kindern in Kukuom, Ghana, Betreuung und frühkindliche Bildung. Was als einfache Lösung für ein lokales Problem begann, hat sich zu einem Ort der Chancen entwickelt.
Im Jahr 2021 bewarb sich Atiiga um einen Platz in der Fairtrade Women's School of Leadership. Das ist ein zehnmonatiges Programm, das Landwirten, Finanzmanagement, Kooperations- und Verhandlungsfähigkeiten vermittelt– und damit in weiterer Folge auch mehr Selbstvertrauen.
Obwohl sie nicht wusste, was sie erwarten würde, „war es eine der besten Entscheidungen, die ich je getroffen habe“, sagte sie.
In den Dörfern Westafrikas, wo Kakao angebaut wird, spielen Frauen eine zentrale Rolle in der Arbeit auf den Farmen. Sie erledigen alles von der Unkrautbekämpfung bis zur Ernte, haben jedoch oft nur begrenzten Zugang zu Land, Krediten und Ausbildung. Obwohl sie meist die Hälfte der Arbeit verrichten, sind sie selten in Führungspositionen oder Entscheidungsgremien zu finden. Die Women’s School of Leadership, die von Fairtrade Africa entwickelt wurde, trägt dazu bei, dieses Ungleichgewicht zu beseitigen. Durch das Programm begann Dora, ihre Umgebung mit anderen Augen zu sehen, und es dauerte nicht lange, bis sie eine Herausforderung erkannte, die lange Zeit unbemerkt geblieben war.
Viele Eltern in ihrer Gemeinde hatten keinen sicheren Ort, an dem sie ihre kleinen Kinder während der Arbeit auf den Kakaofarmen unterbringen konnten. Daher nahmen sie die Kinder mit auf die Farmen, nicht aus freien Stücken, sondern weil es keine andere Möglichkeit gab. Dora sah die Gefahr mit eigenen Augen und beschloss, etwas zu unternehmen. „Ich habe ganz klein angefangen“, sagte sie. „Sechs Kinder. Ich habe sie in meinem Haus unterrichtet.“
Sie schaffte Platz in ihrem eigenen Haus und richtete ein einfaches, aber einladendes Klassenzimmer ein. Zu dieser Zeit hatte sie viele Aufgaben zu bewältigen: Sie kümmerte sich um ihre drei Töchter, unterrichtete die Kinder, kochte, half auf der Farm und entwickelte langsam eine Vision davon, wie die Schule einmal aussehen könnte.
Als sich das herumsprach, brachten immer mehr Familien ihre Kinder zu Dora. Was mit nur sechs Kindern begann, wuchs schnell, und bald unterrichtete und betreute Dora 49 Kinder. Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, stellte sie eine weitere Lehrerin ein und meldete die Schule offiziell als M&D Quality Education Complex an. Heute besuchen rund 150 Kinder im Alter von 2 bis 10 Jahren die Schule. Sie verfügt über sechs Klassenzimmer und sieben Lehrerinnen, die alle gemeinsam daran arbeiten, die Zukunft dieser jungen Lernenden zu gestalten. Die Klassenzimmer sind bescheiden, aber die Atmosphäre ist lebhaft und herzlich. Hier lernen die Kinder grundlegende Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben und Rechnen, aber noch wichtiger ist, dass sie einen sicheren Ort finden, an dem sie Unterstützung erfahren.
Der Weg ist nicht ohne Herausforderungen. Dora arbeitet hart, um die Kakaofarm ihrer Familie zu führen, die Schule zu leiten und sich in der Kooperative zu engagieren. „Manchmal bin ich müde. Es gibt Tage, an denen es viel ist“, gibt sie zu. „Aber jeden Morgen, wenn ich aufwache, bin ich motiviert, weiterzumachen.“
Ihr Mann ist einer ihrer größten Unterstützer. „Er glaubt an das, was ich tue“, sagt sie.
Die Geschichte von Dora Atiiga ist nur ein Beispiel, aber sie steht für etwas Größeres – die Herausforderungen und Chancen in der Kakaoindustrie und die Möglichkeiten von Frauen, etwas zu bewegen.

