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Gonzaga Mungai, Fairtrade International: «Fairtrade-Blumen sind fair für alle»

Zum Muttertag bereiten sich Blumenläden und Einzelhändler auf eine der geschäftigsten Zeiten des Jahres vor. FloralDaily sprach mit Gonzaga Mungai, Flower Manager South bei Fairtrade International und berichtete, wie die Fairtrade-Zertifizierung positive Veränderungen in der Blumenbranche bewirkt.

Was Fairtrade-zertifiziert bedeutet
Fairtrade existiert seit den 1990er-Jahren und steht für nachhaltige Entwicklung und fairen Handel zwischen Ländern des globalen Südens und Nordens. Im Mittelpunkt stehen faire Preise, menschenwürdige Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und die Fairtrade-Prämie, die den Blumenarbeiter:innen sowie ihren Gemeinschaften zugutekommt, erklärt Mungai.

Die Fairtrade-Prämie ist laut Mungai das, was Fairtrade besonders macht. «Die Prämie ist ein zusätzlicher Geldbetrag, der über den Preis pro Stiel hinausgeht und von den Arbeiter:innen nach eigenem Ermessen investiert werden kann – zum Beispiel in Gesundheitsversorgung, Bildung, Wohnraum, den Aufbau von Unternehmen oder lokale Projekte. Laut aktuellen Zahlen erzielten Fairtrade-zertifizierte Blumen- und Pflanzenfarmen im Jahr 2023 über 7,3 Millionen Euro an Prämien. Mehr als 75’000 Arbeiter:innen und ihre Gemeinschaften profitierten davon. Eine aktuelle Fairtrade-Studie zeigt, dass Blumenarbeiter:innen in Kenia durch die Prämie jährlich wirtschaftliche Vorteile im Wert von rund 107 Euro erhielten – eine beachtliche Unterstützung, insbesondere für Frauen, die häufig weniger verdienen als Männer. Wer also Blumen zu Fairtrade-Bedingungen kauft, ermöglicht nicht nur wirtschaftliche und soziale Vorteile für Arbeiter:innen, sondern trägt auch dazu bei, dass sie mehr von ihrem Lohn für andere lebensnotwendige Ausgaben verwenden können. Eine echte Win-win-Situation.»

«Stolz auf unsere Fortschritte»
Eine globale, komplexe Lieferkette zu steuern, bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich – dennoch bleibt Fairtrade seinem Ziel treu, positive Veränderungen voranzutreiben.

Gonzaga und sein Team sind besonders stolz auf die Wirkung von Fairtrade in Bezug auf bessere Arbeitsbedingungen und die durch die Prämie ermöglichten Initiativen, die reale, dauerhafte Veränderungen in den Gemeinschaften bewirken. «Ein klassisches Beispiel ist das Naivasha Women’s Hospital, heute das zweitgrösste Überweisungszentrum für Geburtsmedizin in Kenia. Arbeiter:innen der Blumenanbau-Region in Naivasha investierten ihre Prämiengelder in den Bau der geburtshilflichen Station. Solche Initiativen sind nur dank unseres weltweiten Netzwerks aus engagierten Einzelhändlern, Fairtrade-zertifizierten Produzent:innen und Händlern möglich.»

Wachstumspotenzial
Seit der Einführung im Jahr 2002 sind Fairtrade-Blumen inzwischen in 14 europäischen Märkten erhältlich. Auch das Produktsortiment hat sich erweitert – von klassischen Rosen über Lilien und Nelken bis hin zu gemischten Sträussen und Topfpflanzen. Laut Mungai ist der Markt in den letzten Jahren stabil geblieben. «Gleichzeitig steigt die Zahl der Fairtrade-zertifizierten Anbaubetriebe, wodurch der Anteil der Fairtrade-Verkäufe pro Betrieb sinkt. Laut unseren aktuellen Daten verkauften Fairtrade-Produzenten rund 920 Millionen Fairtrade-Blumen – das entspricht etwa 21 Prozent ihrer Gesamtproduktion.» Dennoch sieht Mungai enormes Wachstumspotenzial, da das Fairtrade-Label eine hohe Bekanntheit geniesst.

Fairtrade-Blumen zum Muttertag
Bald wird in vielen Ländern Muttertag gefeiert – und Mungai geht davon aus, dass sich immer mehr Menschen für Fairtrade-Blumen entscheiden werden. «Die Menschen machen sich zunehmend Gedanken über ihre sozialen und ökologischen Entscheidungen. Unsere Standards orientieren sich an den Übereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) – das bedeutet: Gewerkschaftsfreiheit und Arbeitssicherheit sind gewährleistet. Ausserdem haben Fairtrade-Blumen auch eine geringere Umweltbelastung, da unsere Standards unter anderem wassersparende Bewässerung, strenge Abfallwirtschaft und den Schutz der Biodiversität vorschreiben. Hochgiftige Pestizide und Gentechnik sind verboten.»

«Wer sich für Fairtrade-Blumen entscheidet, wählt mehr als nur einen schönen Strauss», betont Gonzaga Mungai. «Es ist eine Entscheidung für Menschenwürde, faire Bezahlung und echte Veränderung in Gemeinschaften. Eine kleine Geste der Liebe mit grosser Wirkung – Blume für Blume.»

Originally published on Floral Daily